Das Wort in der Zauberkunst

Das Wort in der Zauberkunst

„Im Anfang war das Wort“ sagen die Bibel und Goethe.

Der moderne Kommunikationswissenschaftler hat hingegen herausgefunden, dass die menschliche Kommunikation nur zu 7 Prozent über den Inhalt der Worte funktioniert.

Ich glaube, in der Zauberkunst trägt das Wort wesentlich zur Täuschung und emotionalen Beteiligung der Zuschauer bei.

Der großartige Münchener Zauberkünstler Jörg Alexander sagt z.B. wenn er ein Seil zerschneidet: „Die Schere durchtrennt das Seil Faser für Faser.“ Wenn die Erbse beim Hütchenspiel unter das Glas, in die Nuss wandert, benutzt er die Formulierung „…wie ein Lichtstrahl“.

Jörg erzeugt so ganz bewusst bestimmte Bilder im Kopf seiner Zuhörer. Niemand wird mehr vergessen oder anzweifeln, dass das Seil tatsächlich zerschnitten wurde. Und was für eine Steigerung der magischen Wirkung, wenn ich mir vorstelle, dass die Erbse das Glas wie ein Lichtstrahl durchdringt!

Davon inspiriert, habe ich mir meinen Vortrag zum klassischen Ringspiel erarbeitet:
Ständig benutze ich Wörter wie Stahl, massiv, solide, fest verschlossen, kugelsicher, wasserdicht, usw. Ich spreche von „hermetisch voneinander getrennten“ und von „untrennbar miteinander verketteten“ Ringen. Damit etabliere ich (hoffentlich 😉 ) bestimmte Assoziationen in den Köpfen der Zuschauer. Das wiederum führt zu einem stärkeren magischen Erlebnis.

Wenn ich sage: „Bitte untersuchen Sie den Gegenstand nochmals.“ impliziert dies automatisch, dass der Gegenstand schon einmal untersucht wurde! Wenn ich rekapituliere: „Sie haben gemischt, dann haben Sie eine Karte bestimmt, dann Sie eine Zahl“ habe ich vielleicht eine für die Methode wichtige Reihenfolge vertauscht. Außerdem hat der Zuschauer vielleicht nicht gemischt, sondern nur abgehoben (da er im Kunststück vorher tatsächlich gemischt hat und ich körpersprachliche Mittel zusätzlich nutze, fällt es ihm auch sehr schwer, hier nicht zu zustimmen – aber wir schweifen ab 😉 ).

Zu guter Letzt: Wir erzeugen also mit unseren Wörtern Bilder im Kopf des Zuhörers. Und ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Damit behalten also auch die modernen Kommunikationswissenschaftler recht. 😉

 

(Foto-Copyright: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig/PUNCTUM/Alexander Schmidt)

 

 

 

Zaubern lernen – aber wie?

Zaubern lernen – aber wie?

Immer wieder werde ich von interessierten Laien gefragt, wie und wo man die Kunst des Zauberns erlernen kann.
Nun, zu aller erst ist ein Zauberkünstler Autodidakt. Initialzündung in der Kindheit ist oft der berühmte Zauberkasten. Später hilft aber vor allem ein gutes Zauberbuch aus dem öffentlichen Buchhandel. Hier 2 Empfehlungen:

David Pogue „Zaubern für Dummies“

Jochen Zmeck „Handbuch der Magie“

Das Handbuch der Magie (Erstauflage 1978) ist ein großartiges Grundlagenwerk. Ich wuchs damit auf und schaue selbst aktuell noch hin und wieder rein. Bis vor wenigen Jahren wurde es als Grundlage für die Aufnahme – Prüfung in den Magischen Zirkel von Deutschland verwendet.

Womit wir bei einer interessanten Anlaufstelle wären. Denn in diesem Dachverband der deutschen Zauberkünstler findet man Kontakt zu Gleichgesinnten, Zugang zur Fachzeitschrift „MAGIE“ sowie zu Fachkongressen und Seminaren.

Die meisten Profi – Zauberkünstler helfen gern beim Einstieg oder geben Unterricht. Ich selbst bin da keine Ausnahme, nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf.

Nicht empfehlen würde ich, ausschließlich Youtube als Wissensquelle zu nutzen. Besser geeignet sind Bücher (zunächst vor allem die Klassiker der Zauberkunst) und der Kontakt mit Gleichgesinnten.

Braucht’s noch einen Anstoss? Der könnte auch das Live – Erlebnis einer Zaubershow sein. Die Termine meiner öffentlichen Shows finden Sie HIER.

 

 

Zaubern lernen 2.0

Zaubern lernen 2.0

Am 13.11.2020 fragte mich ein Zauberschüler per WhatsApp-Nachricht, wie ich meine Präsentationen erarbeite und welche Tipps ich ihm geben könnte, seine zu verbessern.

Meine Antwort ist recht ausführlich ausgefallen und vielleicht für Laien gleichermaßen interessant wie für angehende Zauberkünstler:

 

Wie entwickelt man eine publikumswirksame Präsentation für ein Zauberkunststück?

 

Wenn es auf diese Frage eine pauschale Antwort gäbe, wären alle Unterhaltungskünstler absolut brillant 😉 Die Hauptrolle spielt sicher die Persönlichkeit des Vorführenden. Und dann die Praxis.

Das Allermeiste habe ich vor Publikum gelernt. Das Timing, das Gefühl dafür, was Leute interessiert und was nicht, das erarbeitet man sich in jahrzehntelanger Praxis.

Mein erster und wichtigster Tipp wäre also: Vorführen! Bau Dir ein kleines Programm und spiele das so oft wie nur irgend möglich (Familienfeiern, vielleicht ein Restaurant, wo Du kostenfrei auftreten kannst, Kumpels, Schule, Bushaltestelle…)

2. Tipp: schau Dir so oft wie möglich gute Zauberkunst an! Wenn möglich live (da gibt es inzwischen in Leipzig einiges) oder auch auf Youtube. Analysiere für Dich, was an dem Kollegen gut oder schlecht ist (das erkennt man bei anderen immer besser, als bei sich selbst).

3. Tipp: Lesen! Sich selbst Scherze oder Präsentationen ausdenken, ist anfangs sehr schwer. Wenn Du aber gute Zauberbücher liest, sind da oft schon Vortrags- und Präsentationsideen enthalten, die man für den Anfang nutzen kann. Es gibt auch eine Menge Bücher über Comedy. 2 sehr gute in deutsch wären: „Handwerk Humor“ von John Vorhaus und „Comedy für Profis“ von Stefan Lehnberg.

 

So, jetzt mal was konkretes: Wie gehe ich genau an ein Kunststück ran?

Die beste Erfahrung habe ich damit gemacht, beim Proben so zu tun, als würde ich tatsächlich vor Publikum auftreten. Das gaukelt dem Hirn irgendwie die echte Situation vor, es kommt zur Ausschüttung von Adrenalin und plötzlich ist man zu Dingen fähig, die man ruhig am Schreibtisch sitzend, niemals könnte. Plötzlich ist man witzig und spontan!

Ich schreibe dann lustige oder interessante Dinge, die ich in diesem „Zustand“ gesagt habe, sofort auf (Wichtig! Sonst ist es gleich wieder weg!) und manche schaffen es dann in die „professionelle“ Version.

So entwickelt sich peu à peu durch immer wieder „halbechtes“ Proben und echtes Vorführen langsam das Kunststück.

Und, dieses Verfahren nutze ich so früh wie möglich! Sobald ich einigermaßen den Ablauf weiß und eine grobe Präsentationsidee habe (meist gleich am ersten Tag), probe ich, als würde ich schon das fertige Kunststück vor Publikum vorführen. Ich nutze den Schwung, der sich automatisch durch die erste Begeisterung für das Kunststück ergibt. Später, wenn es an Feinheiten und Details geht, wird es auch anstrengende Arbeit.

Aber in der ersten Phase ist es purer Spaß und den nutze ich für die größten Sprünge innerhalb der Entwicklung.

 

 

 

Das Zauberschloss in Dresden

Das Zauberschloss in Dresden

 

Neues vom Zauberschloss

Wow! Ich betrete das Dresdner Zauberschloss… Eigentlich bin ich regelmäßig als Vorführender und Zuschauer hier zu Gast, aber was sich seit meinem letzten Besuch getan hat, macht mich platt:

Das Erdgeschoss ist fertig und erstrahlt wieder in altem Glanz! Vom Schlossgeist lasse ich mich ein wenig herum führen. Wir flanieren durch die wunderschöne Eingangshalle, einen Ausstellungsraum (aktuell mit der Toni Lackner – Ausstellung) und das Hochzeitszimmer, in dem schon so manches junge Glück begann.
Dann geht es treppab in einen gemütlichen Gewölbekeller, mit rundem Tisch und 17 Sitzplätzen. Ich spüre schon das Kribbeln und Staunen in dieser intimen, exklusiven Atmosphäre und freue mich auf die ersten Shows als Zuschauer (2014) und Vorführender (2015). Übrigens, hier hat der Schlossgeist schon zu Lebzeiten so manches Gelage gefeiert.
Nun besuchen wir die noch im Bau befindliche 1. Etage. (Die Fertigstellung ist für Mitte 2014 geplant.) Sofort kommt in mir der „Hellseher“ durch: Ich weiß, das wird grandios! Wir stehen im zukünftigen Festsaal. Hier wird es eine Bühne geben, Platz für 130 Gäste und einen großzügigen Backstagebereich. Wahrscheinlich werde ich mich meist im Lesecafé aufhalten. Die integrierte Bibliothek kann der Fachmann uneingeschränkt nutzen, während sich der Laie freilich mit der öffentlich erhältlichen Fachliteratur begnügen muss.
Das Schmankerl verrät mir der Geist zum Schluss: Die 1. Etage wird behindertengerecht und mit kompletter Technik für hörgeschädigte Gäste ausgestattet!

Für Zauberschloss-Novizen sei noch erwähnt, dass in der 2. Etage bereits seit 2005 ständig hochkarätige Zaubershows stattfinden. Mir persönlich gefällt es immer im kuscheligen „Kabinett der magischen Künste“ am besten, das Platz für 38 Gäste und einen Künstler bietet. Aber auch im „Salon Hofzinser“ (76 Gäste) mit seiner wundervollen, historischen Decke sind die Bedingungen für Künstler und Gäste perfekt. Es gastierten bereits Jörg Alexander, Denis Behr, Christoph Borer, Jan Forster, Gaston, David Goldrake, Juno, Thomas Otto, Topas, … und viele, viele weitere grandiose Künstler.

Im Namen des Schlossgeistes, der sich über endlich wieder Leben in der Bude freut und im Namen aller Zauberkünstler: ein herzliches Dankeschön an die vielen Macher und Helfer im Hintergrund! Ihr leistet ganz Großes für die Zauberkunst!

Ich frage mich oft, wie die das alles geschafft haben. Dabei komme ich zu dem Schluss: Die Dresdner Zauberschlössler können wohl echt zaubern. Wow!

Markus Teubert, Taucha, 22.01.2014