Hier ein ausführliches Zeitungsinterview mit Tobias Schubert von der OTZ (Juli 2022)

 

Wann haben Sie mit der Zauberei begonnen und wodurch?

Ich zaubere bereits seit meiner Kindheit. Das auslösende Erlebnis hatte ich wahrscheinlich im Alter von 8 Jahren als kleiner Besucher einer Zaubershow für Kinder. Mit 10 kaufte ich mir vom ersten Taschengeld einen Zauberkasten, mit 14 wurde ich Mitglied der „Jungen Zauberkünstler Leipzig“.

Was fasziniert Sie an der Magie und speziell Close-Up/Sleight of hand im Gegensatz zum Beispiel zur großen Bühnenmagie á la Copperfield oder Ehrlich-Brothers?

Mich fasziniert, dass Zuschauer und Künstler gemeinsam Unglaubliches, ja Unmögliches erleben können, obwohl beide wissen, dass es eine natürliche Erklärung gibt. Und im kleinen, intimen Rahmen ist diese Unmöglichkeit, die Magie deutlich unmittelbarer und stärker. Der Staunfaktor, so sagen mir Gäste immer wieder, ist am Tisch oder im kleinen Salon besonders groß.

Wer waren/sind Vorbilder (auf die Magie bezogen)?

Besonders geprägt hat mich die „spanische Schule“ und hier vor allem ihr großartiger Vorreiter Juan Tamariz, den ich als besten Zauberkünstler der Gegenwart bezeichnen würde. In Deutschland haben mich wahrscheinlich Helge Thun und mein lieber Freund Pit Hartling am meisten beeinflusst.

Was war der Anlass, das Hobby in den 90ern zum Beruf zu machen, zu der Zeit war das in Deutschland ja noch eine kleinere Nische als jetzt?

Interessanter Weise habe ich das weder bewusst gewollt noch in irgendeiner Form forciert. Es hat sich quasi von selbst so ergeben. Die entscheidenden Punkte waren sicher eine anfängliche Anstellung in der damaligen Zauberschule Leipzig und, dass ich in den ersten 11 Jahren meiner Profi-Karriere eine von einem großen Unternehmen gesponserte Tournee als feste Einnahmequelle hatte. Damit genoss ich einen ausgesprochen sanften Einstieg in die Selbstständigkeit.

Wie haben Sie sich in der Zeit mit anderen Zauberern vernetzt, Mail/Internet oder Smartphone waren noch weit weg?

Die Zauberszene ist überschaubar. Man kannte sich durch Kongresse oder den magischen Zirkel. Mit oben erwähntem Pit Hartling verband mich z.B. Anfang der 90er ein intensiver Briefwechsel. Gern erinnere ich mich auch an jährliche private Treffen in der Nähe von Kiel, an denen sogar ein Zauberfreund aus der Schweiz teil nahm.

Wie kamen Sie auf Gera? Was gefällt Ihnen hier so gut, dass Sie immer wieder zurückkommen?

Der Leipziger Zauberkünstler Manfred Rausch entdeckte in seiner Eigenschaft als Handelsvertreter den Buchkeller in Brendels Buchhandlung. Er wusste sofort, dass dort gezaubert werden muss. Rosi Züge, die damalige Inhaberin, und er nahmen mich mit ins Boot und so feierte im Mai 2008 unser „KellerZauber“ Premiere.

Seit Mai 2016 führe ich das Projekt unter dem Namen meines abendfüllenden Programms „Wunder ganz nah“ allein weiter. Bis heute finden monatlich im besonderen Ambiente des Buchkellers gemütliche Zauberabende statt. Ich bin nach wie vor von diesem außergewöhnlichen Projekt begeistert, weil:

– die Gastfreundschaft von Rosi Züge und Ihrer Nachfolgerin Daniela Züge legendär ist

– das Geraer Publikum warmherzig, begeisterungsfähig und treu ist

– ich im intimen Ambiente des Buchkellers die perfekten Bedingungen für meine Zauberkunst (die Nähe, s.o.) vorfinde

Werden Sie auch heute noch manchmal von Kollegen/innen überrascht und verzaubert?

Auf jeden Fall! Ein Zauberkünstler, so hat es der Kollege Darwin Ortiz in einem Buch treffend formuliert, ist bereits getäuscht, wenn er 10% nicht weiß. (Ein Laie hingegen ist nicht getäuscht, wenn er nur 10% weiß…)

Was würden Sie heute jemand empfehlen, der mit der Magie beginnen will?

Auf keinen Fall nur YouTube als Wissens-Quelle benutzen! Lest Bücher, vor allem zunächst die Klassiker der Zauberliteratur und sucht persönlichen Kontakt zu Gleichgesinnten.