Zaubern lernen 2.0

Zaubern lernen 2.0

Am 13.11.2020 fragte mich ein Zauberschüler per WhatsApp-Nachricht, wie ich meine Präsentationen erarbeite und welche Tipps ich ihm geben könnte, seine zu verbessern.

Meine Antwort ist recht ausführlich ausgefallen und vielleicht für Laien gleichermaßen interessant wie für angehende Zauberkünstler:

 

Wie entwickelt man eine publikumswirksame Präsentation für ein Zauberkunststück?

 

Wenn es auf diese Frage eine pauschale Antwort gäbe, wären alle Unterhaltungskünstler absolut brillant 😉 Die Hauptrolle spielt sicher die Persönlichkeit des Vorführenden. Und dann die Praxis.

Das Allermeiste habe ich vor Publikum gelernt. Das Timing, das Gefühl dafür, was Leute interessiert und was nicht, das erarbeitet man sich in jahrzehntelanger Praxis.

Mein erster und wichtigster Tipp wäre also: Vorführen! Bau Dir ein kleines Programm und spiele das so oft wie nur irgend möglich (Familienfeiern, vielleicht ein Restaurant, wo Du kostenfrei auftreten kannst, Kumpels, Schule, Bushaltestelle…)

2. Tipp: schau Dir so oft wie möglich gute Zauberkunst an! Wenn möglich live (da gibt es inzwischen in Leipzig einiges) oder auch auf Youtube. Analysiere für Dich, was an dem Kollegen gut oder schlecht ist (das erkennt man bei anderen immer besser, als bei sich selbst).

3. Tipp: Lesen! Sich selbst Scherze oder Präsentationen ausdenken, ist anfangs sehr schwer. Wenn Du aber gute Zauberbücher liest, sind da oft schon Vortrags- und Präsentationsideen enthalten, die man für den Anfang nutzen kann. Es gibt auch eine Menge Bücher über Comedy. 2 sehr gute in deutsch wären: „Handwerk Humor“ von John Vorhaus und „Comedy für Profis“ von Stefan Lehnberg.

 

So, jetzt mal was konkretes: Wie gehe ich genau an ein Kunststück ran?

Die beste Erfahrung habe ich damit gemacht, beim Proben so zu tun, als würde ich tatsächlich vor Publikum auftreten. Das gaukelt dem Hirn irgendwie die echte Situation vor, es kommt zur Ausschüttung von Adrenalin und plötzlich ist man zu Dingen fähig, die man ruhig am Schreibtisch sitzend, niemals könnte. Plötzlich ist man witzig und spontan!

Ich schreibe dann lustige oder interessante Dinge, die ich in diesem „Zustand“ gesagt habe, sofort auf (Wichtig! Sonst ist es gleich wieder weg!) und manche schaffen es dann in die „professionelle“ Version.

So entwickelt sich peu à peu durch immer wieder „halbechtes“ Proben und echtes Vorführen langsam das Kunststück.

Und, dieses Verfahren nutze ich so früh wie möglich! Sobald ich einigermaßen den Ablauf weiß und eine grobe Präsentationsidee habe (meist gleich am ersten Tag), probe ich, als würde ich schon das fertige Kunststück vor Publikum vorführen. Ich nutze den Schwung, der sich automatisch durch die erste Begeisterung für das Kunststück ergibt. Später, wenn es an Feinheiten und Details geht, wird es auch anstrengende Arbeit.

Aber in der ersten Phase ist es purer Spaß und den nutze ich für die größten Sprünge innerhalb der Entwicklung.