Hinter den Kulissen einer Zaubershow

Hinter den Kulissen einer Zaubershow

 

„Irrtum vorbehalten“ – Derniere am 1.5.2022 auf dem Dresdner Zauberschloss

 

„Irrtum vorbehalten!“ Also war es vielleicht gar nicht die letzte Show? Aber von vorn:

2014 begannen die Dresdner Zauberkünstler Kerstin Straßburger, Matthias Leubert und Karl-Heinz Kaiser mit Konzeption und ersten Proben zum neuen Programm für den großen Saal des Zauberschlosses in Dresden.

Schnell war klar, dass man ob der aufwendigen Umbauten und Kostümwechsel einen Moderator benötigt. Als mich Karl-Heinz Kaiser dafür anfragte, musste ich nicht lange überlegen.

Am 2. Oktober 2015 feierte unser Projekt „Irrtum vorbehalten“ Premiere. In der Folge spielten wir es 4 bis 6 mal pro Jahr und nun am 1. Mai 2022 zum allerletzten Mal. Karli (wie Karl-Heinz Kaiser von seinen Freunden genannt wird) möchte sich in den wohlverdienten „Bühnenruhestand“ begeben.

Er konzipierte und baute zusammen mit Matthias Leubert die Requisiten und Bühnenbilder für „Irrtum vorbehalten“. Zudem stand er selbst auf der Bühne: Als Solokünstler mit der Armguillotine (in sehr witziger Verbindung mit dem laufenden Tisch), oder im Team beim „Eimerspiel“ und dem schwarzen Theater.

Letzteres war für mich persönlich das Highlight des Abends. Obwohl ich vorher und hinterher selbst auf der Bühne stand, schaute ich es mir meist im Publikum sitzend an. Die originellen Effekte und die Perfektion im Lichtdesign (man sah wirklich nix), begeisterten mich immer wieder.

Und dann war da die wunderschöne Szene mit Kerstin und Matthias um ein schwebendes (oder sollte ich besser schreiben: „lebendes“?) Tuch. Als Zauberkünstler hat man ja schon eine Ahnung davon, wie raffiniert Requisiten und ganze Bühnen präpariert sein können. Aber, dass ein kompletter Saal für ein Kunststück aufwendig „umgestaltet“ wird, habe ich bei „Irrtum vorbehalten“ zum ersten Mal erlebt. Dafür schlug das Tuch dann aber auch Kapriolen (teilweise über den Köpfen der Zuschauer), die selbst alten „Zauberhasen“ die Sprache verschlugen.

Hier gab es manchmal sogar Effekte, die selbst uns Akteure verblüfften: Einmal bewegte sich ein Tuch den gesamten Abend über an der Wand auf und ab. Für die Zuschauer war es lustig. Aber wahrscheinlich hat Karli in dem Moment seinen Abschied von der Bühne beschlossen 😉

Ein andermal verhedderte ich mich während meines Ringspiels (was der Tuchnummer folgte) hoffnungslos in den Fäden… ich konnte sie nicht sehen, aber sie schienen unzerreißbar…

Was gab‘s noch? Eine Quickchange-Nummer, die gar nicht so quick aber dennoch nicht minder verblüffend und witzig war (Kerstin und Karli); die unglaubliche Wanderung des Ringes einer Zuschauerin in einen Sandeimer, in einen Beutel, in eine verschlossene Muschel (Matthias); einen Klappstuhl, der sich partout nicht aufbauen lassen wollte (Kerstin); … und das Finale:

Eine Tür steht mitten auf der Bühne. Auch von der Seite und unten durch sieht man, dass es keine Verbindung nach hinten, unten oder zur Seite gibt. Ein Künstler nach dem anderen betritt durch die Tür die Bühne, nimmt den wohlverdienten Schlussapplaus entgegen, verschwindet wieder durch die Tür. Der Applaus ebbt nicht ab, also öffnet sich die Tür und wieder kommen die Künstler einzeln heraus, ohne dass man auch nur ahnen könnte, wo sie her kommen…

Ein herzliches Dankeschön geht an die lieben Kollegen für die schöne Zeit, an die fleißigen Helfer hinter der Bühne, die Techniker und an Dich, lieber Karli!

Irrtum ist diesmal nicht vorbehalten, die Finaltür hat sich am 1. Mai zum letzten Mal geschlossen. Es bleiben wunderschöne Erinnerungen an 7 tolle Jahre!

Markus Teubert, Taucha, 31.05.2022

 

 

Wie genießt man eine Zaubershow?

Wie genießt man eine Zaubershow?

Juan Tamariz, der wohl beste Zauberkünstler der Gegenwart, sagt:

„Für den Zuschauer einer Zaubershow gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder er staunt und erfreut sich an den Emotionen und Erkenntnissen, die das Erstaunen mit sich bringen. Oder, er versucht heraus zu bekommen, ‚wie es geht‘.
Wenn man das Geheimnis zu ergründen versucht, gibt es wieder 2 Möglichkeiten: Entweder man ist erfolgreich und damit desillusioniert, was für Enttäuschung und Frustration sorgt. Oder man bekommt ‚es nicht heraus‘ – das Ergebnis sind ganz ähnliche Gefühle.
Will der Zuschauer also während oder nach einer Zaubershow herausfinden, wie die Zauberei funktioniert, wird er am Ende enttäuscht und frustriert sein. Es ist einfach immer besser, die innere Abwehr aus zu schalten und die Emotionen und Erkenntnisse zu genießen, die Erstaunen mit sich bringt.“

Es bleibt eigentlich nur die Frage offen, wie der Zuschauer diese „innere Abwehr“ gegen Dinge die sind, aber nicht sein können, im Rahmen einer Zaubershow überwinden kann.
Zu aller erst ist es natürlich meine Aufgabe als Zauberkünstler, dem Zuschauer dabei zu helfen, ihn in der Show an die Hand zu nehmen und zu führen. Aber, dies ist ja eine Anleitung für Dich, lieber Zuschauer.

Es hilft natürlich sehr, ohne Vorurteile in eine Zaubershow zu gehen. Vergiss alles, was Du über Zauberkunst zu wissen meinst. Was man im Fernsehen diesbezüglich zu sehen bekommt, ist nicht repräsentativ. Die Klischees (Täubchen, Tüchlein, Glitzerjackett, bunte Zauberkisten) treffen nur in schlechten Shows zu – und von denen sprechen wir hier ja nicht 😉 Also, komm offen und neugierig!

Freilich lebt Zauberkunst auch von dieser Spannung, dass der Zuschauer hinter das Geheimnis kommen und der Künstler dies verhindern möchte. Es ist nicht wirklich zu verhindern, dass man grübelt und fragt: „Wie geht denn so was?“ Aber, bleib locker! Denk daran, wie schön es ist, zu staunen, zu genießen, zu lernen.

Roberto Giobbi, ein weiterer Großer unserer Kunst, schreibt: „Es liegt eine tiefe Schönheit in versierter Verwunderung. Zauberkunst stimuliert unsere Fantasie und tut mehr für uns, als wir erklären können.“ 

 

Zaubern lernen – aber wie?

Zaubern lernen – aber wie?

Immer wieder werde ich von interessierten Laien gefragt, wie und wo man die Kunst des Zauberns erlernen kann.
Nun, zu aller erst ist ein Zauberkünstler Autodidakt. Initialzündung in der Kindheit ist oft der berühmte Zauberkasten. Später hilft aber vor allem ein gutes Zauberbuch aus dem öffentlichen Buchhandel. Hier 2 Empfehlungen:

David Pogue „Zaubern für Dummies“

Jochen Zmeck „Handbuch der Magie“

Das Handbuch der Magie (Erstauflage 1978) ist ein großartiges Grundlagenwerk. Ich wuchs damit auf und schaue selbst aktuell noch hin und wieder rein. Bis vor wenigen Jahren wurde es als Grundlage für die Aufnahme – Prüfung in den Magischen Zirkel von Deutschland verwendet.

Womit wir bei einer interessanten Anlaufstelle wären. Denn in diesem Dachverband der deutschen Zauberkünstler findet man Kontakt zu Gleichgesinnten, Zugang zur Fachzeitschrift „MAGIE“ sowie zu Fachkongressen und Seminaren.

Die meisten Profi – Zauberkünstler helfen gern beim Einstieg oder geben Unterricht. Ich selbst bin da keine Ausnahme, nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf.

Nicht empfehlen würde ich, ausschließlich Youtube als Wissensquelle zu nutzen. Besser geeignet sind Bücher (zunächst vor allem die Klassiker der Zauberkunst) und der Kontakt mit Gleichgesinnten.

Braucht’s noch einen Anstoss? Der könnte auch das Live – Erlebnis einer Zaubershow sein. Die Termine meiner öffentlichen Shows finden Sie HIER.

 

 

Das Zauberschloss in Dresden

Das Zauberschloss in Dresden

 

Neues vom Zauberschloss

Wow! Ich betrete das Dresdner Zauberschloss… Eigentlich bin ich regelmäßig als Vorführender und Zuschauer hier zu Gast, aber was sich seit meinem letzten Besuch getan hat, macht mich platt:

Das Erdgeschoss ist fertig und erstrahlt wieder in altem Glanz! Vom Schlossgeist lasse ich mich ein wenig herum führen. Wir flanieren durch die wunderschöne Eingangshalle, einen Ausstellungsraum (aktuell mit der Toni Lackner – Ausstellung) und das Hochzeitszimmer, in dem schon so manches junge Glück begann.
Dann geht es treppab in einen gemütlichen Gewölbekeller, mit rundem Tisch und 17 Sitzplätzen. Ich spüre schon das Kribbeln und Staunen in dieser intimen, exklusiven Atmosphäre und freue mich auf die ersten Shows als Zuschauer (2014) und Vorführender (2015). Übrigens, hier hat der Schlossgeist schon zu Lebzeiten so manches Gelage gefeiert.
Nun besuchen wir die noch im Bau befindliche 1. Etage. (Die Fertigstellung ist für Mitte 2014 geplant.) Sofort kommt in mir der „Hellseher“ durch: Ich weiß, das wird grandios! Wir stehen im zukünftigen Festsaal. Hier wird es eine Bühne geben, Platz für 130 Gäste und einen großzügigen Backstagebereich. Wahrscheinlich werde ich mich meist im Lesecafé aufhalten. Die integrierte Bibliothek kann der Fachmann uneingeschränkt nutzen, während sich der Laie freilich mit der öffentlich erhältlichen Fachliteratur begnügen muss.
Das Schmankerl verrät mir der Geist zum Schluss: Die 1. Etage wird behindertengerecht und mit kompletter Technik für hörgeschädigte Gäste ausgestattet!

Für Zauberschloss-Novizen sei noch erwähnt, dass in der 2. Etage bereits seit 2005 ständig hochkarätige Zaubershows stattfinden. Mir persönlich gefällt es immer im kuscheligen „Kabinett der magischen Künste“ am besten, das Platz für 38 Gäste und einen Künstler bietet. Aber auch im „Salon Hofzinser“ (76 Gäste) mit seiner wundervollen, historischen Decke sind die Bedingungen für Künstler und Gäste perfekt. Es gastierten bereits Jörg Alexander, Denis Behr, Christoph Borer, Jan Forster, Gaston, David Goldrake, Juno, Thomas Otto, Topas, … und viele, viele weitere grandiose Künstler.

Im Namen des Schlossgeistes, der sich über endlich wieder Leben in der Bude freut und im Namen aller Zauberkünstler: ein herzliches Dankeschön an die vielen Macher und Helfer im Hintergrund! Ihr leistet ganz Großes für die Zauberkunst!

Ich frage mich oft, wie die das alles geschafft haben. Dabei komme ich zu dem Schluss: Die Dresdner Zauberschlössler können wohl echt zaubern. Wow!

Markus Teubert, Taucha, 22.01.2014